Wie lange dauert der Weg zurück ins Leben?
- Jeder Weg ist individuell – auch Deiner
- Warum es so wichtig ist, Dir selbst Zeit zu geben
- Erste Schritte auf dem Weg zurück
- Kommunikation ist der Schlüssel – Sprich mit Deiner Familie und Deinem Umfeld
- Checkliste
Du hast Krebs und steckst gerade mitten in der Therapie, Chemo, Bestrahlung, OP, Medikamente?
Oder hast Du „das alles“ gerade hinter Dich gebracht?
Vielleicht auch schon eine ganze Weile… Und jetzt fragst Du Dich:
Wie lange dauert der Weg zurück ins Leben?
Wie lange dauert es einen „neuen“ Alltag nach Deiner Krebserkrankung zu gestalten?
Jeder Weg ist individuell – auch Deiner
Eines gleich vorneweg, darauf gibt es keine allgemeine Antwort. Die Antwort ist unter anderem abhängig von Dir, Deiner individuellen Situation, den Therapien, die Du bekommen hast und wie Du sie vertragen hast.
Aber auch von Deiner Einstellung zu Deiner Krebserkrankung und zum Leben.
Häufig kommen aus dem Umfeld Sätze wie „jetzt ist ja alles überstanden, dann bist Du ja wieder gesund“ und oft schwingt ein „dann ist ja jetzt alles wieder wie vorher“ mit.
Das ist es in den meisten Fällen nicht. Denn eine Krebserkrankung verändert. Sie verändert Dich und Dein Denken, aber auch Deinen Körper. Damit passt der „alte“ Alltag oft nicht mehr. Einen „neuen“ Alltag nach dem Krebs zu gestalten, der zu Dir und Deinen Bedürfnissen passt, gleichzeitig Nebenwirkungen und Herausforderungen, mit denen Du kämpfst berücksichtigt, braucht Zeit.
Das Erste, was ich Dir an dieser Stelle mitgeben möchte, ist:
»Gib Dir Zeit!«
Warum es so wichtig ist, Dir selbst Zeit zu geben
Während die Behandlungen laufen, egal ob Du das „volle Programm“ aus Chemo, OP, Bestrahlung, Medikamente, „nur“ eins davon oder manches Mehrfach gebucht hast, geht es primär darum den Tumor zu „bekämpfen“. Mit der akuten Situation und den Nebenwirkungen der Therapie irgendwie, so gut wie möglich, klarzukommen.
Was das alles mit Dir und Deinem Leben, Deinem Alltag macht, was sich dadurch im Nachhinein für Dich verändert, ist erstmal nebensächlich.
Nach Abschluss der Therapien hast Du Zeit durchzuatmen. Vielleicht musst Du Dich, gerade wenn es Du einiges mitgenommen hast, erstmal selbst „wiederfinden“. Das braucht etwas Zeit. Und genau die solltest Du Dir geben.
Vielleicht konntest Du Deinen Alltag auch genau wie vorher weiter laufen lassen, abgesehen von den zusätzlichen Terminen für Deine Behandlung. Du bist nach wie vor im Alltag und voll im Leben, das ist großartig. Dann brauchst Du diesen Blogartikel wahrscheinlich gar nicht. Die Frage, wie lange der Weg zurück ins Leben dauert, stellt sich für Dich gar nicht.
Dennoch möchte ich Dir ans Herz legen, Dir Zeit zu nehmen, Dich damit zu beschäftigen, was diese Krebserkrankung mit Dir und Deinem Denken macht. Vielleicht gibt es doch das einen oder andere in Deinem Alltag nach Deiner Krebserkrankung anzupassen. Damit Du langfristig gesund bleibst.
Nimm Dir in dem Fall gerne JETZT die Zeit, statt hier weiterzulesen, denn Du warst ja nie weg aus dem Leben.
Wenn Du gerade „draußen“ bist aus Deinem Leben und Dich an dieser Stelle fragst, wann Dein altes Leben wieder kommt, der Alltag wieder läuft wie früher, dann möchte ich Dir an dieser Stelle sagen, das wird nicht passieren! Egal, wie lange Du wartest.
Dein Leben und Dein Alltag nach Deiner Krebserkrankung werden anders sein als vorher, weil Du es bist. Weil Du Dich verändert hast.
Erste Schritte auf dem Weg zurück
Gerade wenn Dein Umfeld davon ausgeht „jetzt ist alles wieder gut“ ist Kommunikation, also reden und zuhören Gold wert und ein wichtiger Schlüssel auf dem Weg zurück ins Leben. Dein Umfeld kann nicht in Dich hineinschauen, sie wissen nicht wie Du Dich fühlst, aber Du kannst es Ihnen sagen. Du kannst sagen, was Du brauchst, um wieder in einen Alltag zu finden und wie sie Dich unterstützen können.
Für die ersten Schritte in Deinen „neuen“ Alltag nach Deiner
Krebserkrankung könntest Du Dir überlegen:
- Was ist mir am wichtigsten?
- Was ist/sind gerade meine größten Herausforderungen (z.b. Erschöpfung, Schmerzen, nicht wohlfühlen im Körper, etc.)
- Was kann ich tun, um diese zu verbessern?
- Welche „Aufgaben“ hatte ich vorher in meinem Alltag?
- Was davon kann und möchte ich jetzt wieder übernehmen? (Was ist Dir dabei am wichtigsten?)
- Gibt es Aufgaben, die (vielleicht für immer) anders verteilt werden sollen/können?
Schreib Dir auf, wer Dich in welchem Bereich und bei welchen Aufgaben unterstützen kann.
Zum Beispiel:
- Wer kann Dir zuhören, wenn es Dir nicht gut geht?
- Wer kann etwas einkaufen?
- Wer kann etwas vorkochen?
- Wer kann z.B. Kinder abholen/beaufsichtigen/ mit dem Hund rausgehen etc.?
- Gibt es Lieferdienste für Lebensmittel, sodass Du einen Einkauf sparen kannst?
Kommunikation ist der Schlüssel – Sprich mit Deiner Familie
und Deinem Umfeld
Was Du immer bedenken solltest, die letzte Zeit war auch für Deine Familie und Dein Umfeld eine schwierige Zeit. Auch Sie hatten und haben an manchen Stellen mehr Belastungen und haben Ängste. Vielleicht wünschen Sie sich auch aus diesem Grund sehr, dass Du wie früher funktionierst, weil es Sie entlasten würde. Weil ein Alltag, der so ist wie vor Deiner Krebserkrankung, ein Gefühl von „Sicherheit“ und „alles ist wieder gut“ geben würde.
Wenn Du Dir über die Fragen oben Gedanken gemacht hast, hast Du eine gute Grundlage für ein Gespräch. Ob sich alles so umsetzen lässt, kann ich Dir nicht versprechen. Manchmal kommen andere Menschen ja auch auf super Ideen. 😉
Du solltest immer auch im Hinterkopf haben, dass es in Deinem Umfeld auch Bedürfnisse gibt. Genau wie vor Deiner Krebserkrankung auch gehen diese manchmal auseinander und dann ist es wichtig Kompromisse zu finden.
Wenn Du Dir jetzt Gedanken machst, ob Du Dein Umfeld wirklich um Unterstützung bitten kannst und sollst, möchte ich Dir dazu noch einen Gedanken mitgeben.
Die meisten von uns helfen gerne, weil sie dann etwas tun können. Helfen gibt auch der helfenden Person etwas, das kann zum Beispiel das Gefühl gebraucht zu werden sein. Das, was für uns am schwersten ist, ist da zu stehen und nichts tun zu können. Auch wenn „einfach da sein“ manchmal das wertvollste ist. In dem Moment, in dem Du jemanden um eine konkrete Unterstützung bittest, ist die Person vielleicht unglaublich dankbar etwas tun zu können.
Nimm Dein Umfeld mit, geht den Weg ins Leben, in den neuen Alltag gemeinsam Schritt für Schritt. Deine Krebserkrankung wird immer Teil von Dir und Deinem Leben bleiben. Es geht darum, dass sie ein Teil ist und nicht, wie zu Beginn der Behandlungen, alles bestimmt. Mit manchen Nachwirkungen und Herausforderungen musst Du lernen umzugehen, weil Du sie nie wieder loswerden wirst. Phasenweise wird sie Deinen Alltag vielleicht mehr und manchmal weniger bestimmen. Gib der Krebserkrankung nicht zu viel Macht, aber versuche auch nicht, sie komplett zu verdrängen. Ich bin sicher, Du wirst Deinen Weg finden.
Der Weg zurück ins Leben ist ein Prozess, ein Weg mit Auf’s und Ab’s. Wenn Du denkst, jetzt läuft es wieder super, kommt vielleicht die nächste Herausforderung, ein neues Thema um die Ecke. Das gehört dazu, es ist Teil des Wegs.
Wenn Du mehr dazu lesen möchtest wie Du neue Gewohnheiten in Deinen Alltag integrieren kannst und was dabei „Stolperfallen“ sind kann ich Dir meinen Blogbeitrag Aufbruch ins neue Jahr – oder ein Neuanfang nach Krebs empfehlen.
Gib Dir Zeit und entscheide bewusst, was und wer in Deinem „neuen“ Leben, Deinem „neuen“ Alltag Platz hat.
Du möchtest wissen, wo Du gerade stehst und in welchem Bereich noch Herausforderungen warten, dann kannst Du Dir als Geschenk an Dich meine Checkliste holen.
Schreib mir gerne, wenn Du Fragen hast oder mir ein Feedback geben möchtest. Ich freue mich, von Deinen Erfahrungen zu lesen.
Alles Liebe für Dich
Mara